Ich habe inzwischen zwei Drittel meines Lebenswegs gelebt - wobei das Ende natürlich ungewiss ist. Es kann schneller zu Ende gehen oder ich werde älter als ich mir im Moment vorstellen kann - so wie meine Mutter. Wir wissen es nicht und das ist auch gut so. Dadurch sind wir aufgerufen, möglichst jeden einzelnen Tag wertzuschätzen, jedenfalls ab einem gewissen Alter.
In jungen Jahren war das kein Thema für mich. Die Probleme in und mit meiner Familie, in der Schule, haben mich vollauf beschäftigt. Wir zogen oft um, aber Trauer war nie ein Thema. Verwandte, Freunde starben. Ich absolvierte eine Berufsausbildung, gründete eine Familie und dachte, es würde alles gut werden.
Aber es ging keineswegs alles gut! Ich hatte die Rechnung ohne das Leben gemacht. Auch mich trafen Ereignisse, die vielen Menschen widerfahren und die so ungeheuer schmerzhaft sind, dass man denkt, man hält es nicht aus.
Im besten Erwachsenenalter traf mich meine gesamte nicht gelebte Trauer wie ein Tornado und schaffte sich Raum. Alles auf einmal.
Dieser Prozess hat mich verändert. Und das Thema Trauer hat mich nicht mehr losgelassen.